Besserwissen

14.01.2025

So funktioniert der dynamische Stromtarif

Seit dem 1. Januar 2025 müssen alle Stromanbieter dynamische Tarife anbieten. Das sind Tarife, bei denen sich der Preis für die Kilowattstunde je nach Marktsituation verändert. Die große Mehrheit der Haushalte fühlt sich über diese neue gesetzliche Regelung noch nicht gut informiert, ergab eine Umfrage im Auftrag der Verbraucherzentrale. Deshalb gehen wir dem dynamischen Stromtarif im fünften Teil unserer Kolumne „Besserwissen – Energie verstehen“ auf den Grund. Was hat es damit auf sich? Und für wen macht er Sinn?

Was sind dynamische Stromtarife?

Ein dynamischer Stromtarif ermöglicht es Dir, Strom zu den jeweils aktuellen Preisen des Energiemarktes zu kaufen. Diese Preise schwanken im Tagesverlauf je nach Angebot und Nachfrage. Das bedeutet, dass Strom besonders günstig ist, wenn viel Energie im Netz verfügbar ist – beispielsweise an sonnigen Tagen zur Mittagszeit, wenn Photovoltaikanlagen reichlich Strom produzieren. Hingegen steigen die Preise, wenn die Nachfrage hoch ist und das Angebot begrenzt. Das ist typischerweise in den Abendstunden der Fall, wenn die Sonne nicht mehr scheint, viele Menschen jedoch ihre Elektroautos aufladen, das Abendessen kochen oder die Wäsche waschen. Die Strompreise können sich bei einem dynamischen Tarif folglich stündlich oder in noch kürzeren Intervallen ändern.

Balkendiagramm, das Stromkosten in Abhängigkeit zur Tageszeit darstellt. Es zeigt, dass der Preis um 8 Uhr herum und Abends von 18 bis 20 Uhr erheblich höher ist als zu anderen Tageszeiten.

Das ist ein vollkommen neues Konzept. Die meisten von uns haben sich schließlich bislang für Preisgarantien entschieden, die zum Beispiel ein Jahr lang oder gar länger galten. Wie kommt es nun zu dieser neuen Art von Tarifen? Welcher Sinn steckt dahinter? Und wie kann man als Konsument:in damit umgehen? Erklärungen liefert das sogenannte Smart Meter-Gesetz.

Smart Meter-Gesetz: Die Idee hinter dem dynamischen Stromtarif

Das „Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende“, kurz Smart Meter-Gesetz, wurde am 20. April 2023 im Bundestag beschlossen und am 12. Mai 2023 vom Bundesrat gebilligt. Dieses Gesetz soll dafür sorgen, den Einbau intelligenter Strommesssysteme, sogenannter Smart Meter, zu beschleunigen. Bis 2032 sollen laut Bundeswirtschaftsministerium Smart Meter weitgehend Standard in deutschen Haushalten sein. Das ist nicht nur eine Frage der Digitalisierung. Um den Sinn dahinter zu verstehen, müssen wir uns klarmachen, was der Umstieg auf erneuerbare Energien im Zuge der Energiewende für die Stromnetze und unsere Verbrauchsgewohnheiten bedeutet.

Erneuerbare Energien erfordern angepassten Verbrauch

Die gewonnene Strommenge aus erneuerbaren Energien schwankt bekanntlich stark. Die Sonne scheint nicht 24 Stunden am Tag. Und der Wind weht mal stärker, mal schwächer. Das kann zu Energieengpässen führen, aber auch zu einem Überangebot. Smart Meter können dabei helfen, die Auslastung des Stromnerzes im Sinne des Gleichgewichts von Stromerzeugung und -verbrauch intelligent aufeinander abzustimmen. Denn sie machen es möglich, den eigenen Verbrauch zu Hause an die Netz- und Marktsituation anzupassen. Wie genau? Indem sie als digitales Werkzeug dazu befähigen und auch motivieren, Energie im Rhythmus mit den Erneuerbaren zu verbrauchen.

Die schwankenden Preise im Zuge eines dynamischen Stromtarifs können das Bewusstsein für den Stromverbrauch über den Tag schärfen und somit einen Anreiz schaffen, den Verbrauch an der Netzauslastung zu orientierten. Der erhoffte Effekt ist, dass Menschen ihr E-Auto laden, wenn viel günstiger Solarstrom da ist. Oder die Waschmaschine anwerfen, wenn viel Wind weht. Der Stromanbieter ordnet den Verbrauch dank Smart Meter den jeweiligen Zeiten und Preisen dann ganz genau zu. Das wäre eine Win-win-Situation für alle.

Smart Meter: Mehr als ein digitaler Stromzähler

Alles hängt also am Smart Meter. Aber weißt Du eigentlich, ob Du schon eines hast? Der Blick in den Zählerschrank schafft Klarheit. Der analoge Stromzähler (Ferraris-Zähler) mit der guten alten Drehscheibe ist kein Smart Meter. Aber ist jeder digitale Zähler automatisch ein Smart Meter? Leider nein.

Schematische Darstellung eines Smart Meters mit Digitalanzeige und Smart-Meter-Gateway Modul
Schematische Darstellung eines Smart Meters mit Digitalanzeige und Smart-Meter-Gateway Modul

Es gibt einen Unterschied zwischen einer sogenannten modernen Messeinrichtung und einem Smart Meter. Die moderne Messeinrichtung ist ein einfacher elektronischer Stromzähler. Er ist nicht mit dem Internet verbunden und muss wie der Ferraris-Zähler manuell abgelesen werden. Das Smart Meter hingegen ist als intelligentes Messsystem mit einem Kommunikationsmodul ausgestattet. Diese Kommunikationseinheit erfasst den Verbrauch mehrmals pro Stunde und überträgt die Daten über eine Internetverbindung automatisch an den Energielieferanten, also zum Beispiel an uns, und an den Netzbetreiber.

Wann Smart Meter, wann „nur“ elektronischer Stromzähler?

Warum bekommen nicht gleich alle Haushalte ein Smart Meter? Das wäre logistisch kaum zu leisten. Außerdem geht es möglicherweise um die Frage, wo der Hebel zur Entlastung der Netze ist. Im Moment ist es so, dass vorrangig solche Haushalte ein Smart Meter bekommen, die mehr als 6.000 kWh im Jahr verbrauchen oder eine PV-Anlage ab 7 kW installierter Leistung betreiben. Bis Ende 2025 sollen mindestens 20 % dieser Haushalte, bis Ende 2028 mindestens 50 % und bis Ende 2030 mindestens 95 % mit einem solchen intelligenten Messsystem ausgestattet sein.

Du verbrauchst weniger und möchtest trotzdem ein Smart Meter? Dann kannst Du freiwillig eines einbauen lassen.

Smart Meter sind nicht umsonst

Nicht nur der Einbau eines Smart Meters kostet etwas. Es fallen auch Folgekosten an: Der Preis für Smart Meter hängt von der Höhe des Verbrauchs ab, die Rede ist von 20 Euro pro Jahr für Privathaushalte mit einem Stromverbrauch bis einschließlich 10.000 kWh im Jahr. Bei höherem Verbrauch können es bis zu 50 Euro sein. Im neuen Gesetzentwurf scheint der Plan zu sein, diese Preise anzuheben. Um zuverlässig herauszufinden, was Dich ein Smart Meter kosten würde, setzt Du Dich am besten mit Deinem zuständigen Messstellenbetreiber in Verbindung. Information darüber, wer Dein Messstellenbetreiber ist, findest Du in der Regel auf Deiner Stromrechnung. Oft steht auch auf dem Stromzähler ein Hinweis auf den verantwortlichen Messstellenbetreiber.

Mythen rund um Smart Meter

Wo es um Daten geht, läuft mancher Sorgenmotor heiß. Werden persönliche Daten gesammelt? Und können Smart Meter auch gehackt werden? Diese Sorgen können wir guten Gewissens entkräften. Es gelten sehr strenge Datenschutzrichtlinien für Smart Meter. Nur Daten, die für die Stromabrechnung erforderlich sind, werden überhaupt gesammelt. Außerdem nutzen Smart Meter modernste Verschlüsselungsmethoden, damit Deine Daten sicher sind.

Vorteile des dynamischen Stromtarifs

Jetzt haben wir viel darüber gesprochen, was das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hier im Sinn hat und was der Vorteil für das Stromsystem und die Energiewende ist. Aber die entscheidende Frage für Dich ist ja: Hat ein dynamischer Stromtarif mit Smart Meter auch Vorteile für Dich persönlich? Ja, und diese Vorteile sind:

Überblick über Verbrauch und Kosten

Du kannst Deinen Verbrauch mit dem Stand vom Vortag sowie den aktuellen Strompreis pro Kilowattstunde jederzeit bei uns im Kundenportal einsehen.

Mitmachen bei der Energiewende

Durch die bewusste Nutzung erneuerbarer Energien leistest Du einen Beitrag zur Stabilisierung des Stromnetzes und damit zur Energiewende.

Hohe Flexibilität

Du hast keine lange Vertragsbindung, sondern kannst monatlich kündigen.

Aktuelle Marktpreise

Indem Du Deinen Stromverbrauch in günstige Zeiten legst, kannst Du von Überkapazitäten profitieren und Geld sparen.

Nachteile des dynamischen Stromtarifs

Ein dynamischer Stromtarif hat jedoch nicht nur gute Seiten. Er bringt auch potenzielle Nachteile für Dich als Stromkund:in. Und die sind:

Keine Planungssicherheit

Du weißt nicht, wie hoch Deine Stromrechnung am Ende des Monats ist.

Starke Preisschwankungen

Je nachdem, was in der Welt passiert, können die Preise auf dem Strommarkt stark schwanken.

Aktiver Handlungsbedarf

Dynamische Tarife erfordern die aktive Beschäftigung mit dem Strommarkt und den Preisen. Außerdem ist es oft nicht möglich, dann Strom zu verbrauchen, wenn er günstig ist.

Technische Nachrüstung

Eventuell ist zunächst der kostenpflichtige Einbau eines Smart Meters nötig. Und ein Smart Meter kostet jedes Jahr wieder Gebühren, die erst mal durch ausreichend hohe Einsparungen kompensiert werden müssten.

Smarter Plan, verspätete Umsetzung?

Wir finden: Es steckt ein echt smarter Plan hinter dem Smart Meter-Gesetz. Aber geht er auch auf? Im Juli 2024 hieß es in den Analysen und Berichten des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz noch, dass die Erreichung des 20 %-Ziels bis Ende 2025 laut gesetzlichem Fahrplan „[…] grundsätzlich leistbar“ sei. Jüngste Medienberichte bezweifeln das, denn der Einbau von Smart Metern geht nur langsam voran. Immerhin: Das sind vorübergehende Probleme. Je mehr Smart Meter verbaut sind, desto mehr Stromkund:innen werden ihren Verbrauch an die Marktsituation anpassen können.

Für wen lohnt sich ein dynamischer Stromtarif? Unser Fazit

Wer den Energieverbrauch flexibel an die Marktschwankungen anpassen kann, profitiert zu bestimmten Zeiten von niedrigeren Kosten und trägt gleichzeitig zu einer besseren Auslastung des Stromnetzes bei. Dynamische Stromtarife sind somit ein spannendes Konzept, mit dem Du die Energiewende unterstützen und gegebenenfalls auch Kosten sparen kannst. Wenn Du Dich dafür entscheidest, musst Du Deinen Verbrauch allerdings auch aktiv steuern. Frag Dich am besten, ob Du das langfristig durchhältst. Denn nach der ersten Begeisterung könnte es im Alltag vergessen gehen, ständig die Strompreise am Markt zu checken.

Auch wer aufgrund von Wärmepumpe und E-Auto sehr viel Strom verbraucht, kann von dynamischen Tarifen profitieren. Je digitaler und smarter Dein Haushalt bereits organisiert ist, desto besser.

Du möchtest Dir eigentlich im Alltag nicht permanent Gedanken über Deinen Stromverbrauch und die Preise machen? Dann fährst Du ehrlicherweise mit einer langfristigen Preisbindung am besten.

Besserwissen – Energie verstehen

In unserer neuen Blog-Kolumne „Besserwissen – Energie verstehen“ tauchen unsere Autor:innen tiefer in ein bestimmtes Thema ein, damit Du den Durchblick hast. 

Du wünschst Dir, dass wir ein bestimmtes Gesetz, eine Regelung oder eine konkrete Fragestellung genauer beleuchten? Dann lass es uns wissen!


Über uns

Wir sind Yippie, ein bundesweit agierender Energieversorger mit der Mission, ein digitales Ökosystem zu erschaffen, in dem unsere Kund:innen alles finden, was sie für einen nachhaltigen Alltag brauchen – von Ökostrom, Ökogas und Solarenergie bis hin zu umweltfreundlichen Produkten für den täglichen Gebrauch. Du wünscht Dir bestimmte Produkte im Shop oder einen Artikel zu einem ganz speziellen Thema? Lass es uns wissen und kontaktiere uns.

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